der F4 war die letzte MAN-Konstruktion vor dem Krieg. Mit im Inland 13t GG schöpfte er das Gewichtslimit für Zweiachser aus. Als dieses 1939 auf 14t GG erhöht wurde, erfolgte die Umbenennung in F5.
Zusätzlich erfolgte eine Lizenzproduktion in Österreich. Etliche F4/F5 überlebten den Krieg und liefen, z. T. mit moderneren Fahrerhäusern versehen, noch in den Nachkriegsjahren. Drei F4/F5 existieren noch: ein äußerlich stark verändertes Exemplar in Polen, ein Müllfahrzeug als Teil des MAN-Museums und ein restauriertes Pritschenfahrzeug mit modernerem Haus und Schwalbennest - ganz in der Nähe meines Wohnortes.
Eigentlich hatte ich schon vor fast 10 Jahren den F4 als erstes ziviles Scratchbauprojekt ins Auge gefaßt, war dann bei näherer Prüfung aber auf Schwierigkeiten gestoßen, die mich damals abhielten: - Die Nachbildung des aus zahlreichen Stäben bestehenden Kühlergrills mit einem geschlossenen Plastikteil schien mir in dem relativ großen Maßstab nicht überzeugend. - Ich fand auch keine Lösung, wie sich die vier Reihen Lüftungsschlitze an den Motorhaubenseiten gleichmäßig herstellen lassen könnten. - Eine Anfertigung des auf der Kühleroberseite sitzenden MAN-Zeichens (sozusagen das Pendant zum Mercedesstern) schien mir ohne Ätztechnik ebenfalls nicht möglich. - Schließlich war zum Bau notwendiges Bildmaterial damals mehr als dürftig. Da ich das Projekt über die Jahre aber immer im Auge behielt, fand sich nach und nach doch für alles eine Lösung.
Du überraschst immer wieder mit sensationellen Modellen Einen solchen MAN F 4/5 als Kipper habe ich noch live erlebt. Er lief bis etwa Mitte / Ende der 70er Jahre bei einem Kohlehändler in unserer Gegend. Er hat uns nämlich immer den Koks für die Warmluftheizung vors Haus gekippt. Nach dem Krieg wurde er auf Holzvergaser umgebaut und dann wieder "normalisiert". Es ist schon unglaublich, wie solide die Autos damals gebaut wurden!
Ebenso unglaublich ist es, wie die Fahrer damals mit nur einem "Schminkspiegelchen" auf der linken Seite auskamen!
Mich würde auch brennend interessieren, wie Du den Grill und die Lüftungsschlitze an der Haube gefertigt hast.
Man könnte meinen, du zeigst uns hier die Prospektfotos von MAN. Was ist das für ein undefinierbarer Farbton? Ist das grau oder beige? Auf meinem Monitor geht das schon leicht ins rosa oder fleischfarben.
In Zeiskam war viele Jahre ein Modellbauer, der baute Bugattie Oldtimer scratch in 1:12 oder 1:8. Der hatte sich für die Lüftungsschlitze Schablonen und Werkzeuge gefertigt, um die Schlitze gleichmäßig ins Blech zu stanzen.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Tatsächlich sieht im Gegensatz zu meinem PC auf meinem Laptop die Karrosseriefarbe aus, als sei sie von Miss Piggy angerührt worden. Während das Schokoladenbraun des Fahrgestells wohl zu erkennen ist, könnte die tatsächliche Farbe des Aufbaus als ins Graue gehende Milchkaffee-Farbe beschrieben werden.
Herstellung der Lüftungsschlitze
Über die Herstellung von Lüftungsschlitzen habe ich einmal ein kleines Tutorial in einem US-Forum geschrieben. Da ich die Bilder noch auf dem PC habe, möchte ich kurz schildern, wie ich seit etwa 10 Jahren Lüftungsschlitze normalerweise (z. B. an der Frontklappe meines Tausendfüßlers) herstelle; beim MAN bin ich aus später folgenden Gründen abgewichen.
Normales Vorgehen:
Lüftungsschlitze haben einen solchen Querschnitt
M. W. fertigt niemand (Plastruct, Evergreen) ein solches Profil. Ich nehme daher von diesen Herstellern Viertelrundstäbe und trenne genau gleich lange (nämlich in der Länge der geplanten Lüftungsschlitze) Abschnitte ab; der altbekannte Chopper (kann man sich auch leicht selbst bauen) ist dafür ideal.
Ich füge dann 4 dieser Abschnitte lose zu einem Vollrundstab zusammen und halte sie mit einem übergestreiften Röhrchen passenden Durchmessers zusammen.
Erforderlichenfalls fixiere ich zusätzlich mit etwas Klebeband, spanne das Ganze in die Bohrmaschine und schleife das eine Ende halbkugelrund und wiederhole alles am anderen Ende.
Das Ergebnis sieht dann so aus
Ich klebe die so hergestellten Teile auf eine feste PS-Unterlage. Mit meinem etwas umgerüsteten Bohrständer (durch die senkrechte Stellschraube läßt sich die Schnitthöhe fein justieren) köpfe ich die festgeklebten Teile.
Die abgetrennten Teile haben dann den gewünschten Querschnitt.
Das Problem bei obigem Vorgehen ist, daß die Viertelrundstäbe (wie eigentlich alle gekauften PS-Profile) nicht maßhaltig sind. Dadurch entstehen bei den abgetrennten Teilen ebenfalls kleinere Abweichungen. Deshalb stelle ich immer deutlich mehr Teile her als ich eigentlich brauche und sortiere die Ausreißer nach oben und nach unten aus. Die zur Verwendung verbleibenden ordne ich dann wie beim Puzzle so an, daß sich ein gleichmäßiges Bild ergibt.
Vorgehen beim MAN:
Die Aussicht, angesichts der zahllosen Lüftungsschlitze des Vorbildes eine Woche oder länger mit solch öder Arbeit zu verbringen, war nicht verlockend. Der Zufall half. Als ich eine Vitrine mit uralten 1:16 Modellen zum Saubermachen ausräumte, fielen mir auf der gewölbten Motorhauben-Oberseite eines 1928 Mercedes SS (Gakken, Entex, Minicraft, zuletzt wohl Revell) lange Reihen Lüftungsschlitze auf, die nach Prüfung genau paßten. Ich habe ("Das Ende des Alten ist der Anfang des Neuen") das alte Modell zerlegt, die gewölbten Motorhauben-Oberseiten von unten dünn gefräst und geschliffen, so daß sie sich plan auf dickes Sheet in der Abmessung der Motorhaubenseiten des MAN auf kleben ließen. Ich habe dann die Umgebung aufgefüttert und gespachtelt und geschliffen
Das Kühlergrill
Etwas vereinfacht habe ich folgendes gemacht:
Die Kühlermaske mit der umlaufenden Chromleiste ist innen hohl und aus 0,5mm Sheet gefertigt. Ich habe der Stabilität wegen aus dickerem Sheet einen nach vorn offenen Kasten (sozusagen eine Wanne) größer als die Kühleröffnung hergestellt, der sich von innen in die Kühlermaske einschieben läßt. Ich habe dann aus einer geätzten Lochplatte mit geeigneter Lochgröße /geeignetem Lochabstand (Scale Link stellt zahllose Variationen her) zwei Streifen geschnitten und an das obere und untere Kastenende (sozusagen den Wannenrand) geklebt. In die offenen Löcher dieser Streifen habe ich dann 0,3mm Stahldrahtabschnitte eingeschoben und verklebt.
Nach gleichem Prinzip habe ich das Grill des früher gezeigten Mack F gefertigt. Es lassen sich so auch viel komplexere Grills fertigen (1:20 Alfetta)
Herzlichen Dank für die ausführlichen Erläuterungen! Das Ganze ist schon Feinmechanik, bzw. Goldschmiedearbeit. Ohne die erforderlichen Werkzeuge also äußerst schwierig zu bewerkstelligen. Trotzdem gut zu wissen, wie es geht