2016 kaufte ich in Jabbeke bei den niederländischen Kollegen den Retro Cement Trailer Bausatz. Der Zusatz "Retro" im Namen läßt auf ein frühes Baujahr (vermutlich 70er Jahre) schließen. Ein genaues Vorbild konnte ich nicht ausmachen. Der Durchmesser des Silokörpers fällt etwas kleiner aus als bei heutigen modernen Eutersilos. Dadurch ist er aber auch für den Maßstab 1:25 interessant. Desweiteren haben heutige Silos meistens nur 2 Euter.
Gedacht hatte ich an einen artikel für eine Modellbauzeitung. Dies hat sich aber zwischenzeitlich zerschlagen. So reiche ich nun den Baubericht hier nach, damit alle was davon haben. Vielleicht hat ja noch jemand das Modell nicht gebaut und kann von meinen Erfahrungen profitieren. Im nachhinein hätte ich maches auch anders gemacht.
Laut Karton soll es ein "fully detailed........trailer kit..." sein. Allerdings hat man ein wichtiges Detail vergessen: die Bremsen da muß dann die Grabbelkiste herhalten.
Begonnen hab ich mit den Eutern. Diese sind als Abwicklung gefräst und müssen noch gebogen und verklebt werden. In jabbeke hatten sie auch 3D gedruckte Teile für extra Geld liegen, aber die waren später schon weg als ich meinen Trailer gekauft habe. Aber halb so schlimm, das krieg ich auch so hin (die habens ja auch geschafft)!
Aber wie biegt man nun die Teile aus 0,5mm dickem PS? Nach einigen ersten Versuchen die Teile von Hand in Form zu rollen hab ich dann meine Flachzange zum Biegen von Ätzteilen gefunden und das Material damit Stückchen für Stückchen überdehnt, damit es in eine runde Form kommt.
Rohteil:
Biegen mit der Zange in etwa 1mm Abständen:
Erstes vorgebogenes Teil (ein zweites kleineres Teil kommt als Verstärkung innen rein):
Nächster Gedanke war: wie bekomme ich das Teil so fixiert, dass die Öffnung rund bleibt und der Kleber in Ruhe aushärten kann? Der Deckel meiner Zahnstocherdose war die Lösung. Durch dessen leicht konischen Durchmesser ließ sich das Teil quasi rund spannen.
Das funktionierte wunderbar und so wurden dann in kurzer Zeit alle drei Euter geformt.
Als nächstes nahm ich mir die Endteile des Tanks vor. Diese sind als 3D Druckteile gefertigt. Die Wandstärke ist sehr dünn, wodurch die Teile auch etwas wabbelig sind, wenn man sie in den Händen hält. Deshalb hab ich erst mal aus 4mm PS Platte Verstärkungen eingeklebt.
Mein Gedanke war, dass ich so die recht rauhe Oberfläche besser schleifen kann. Aber Pustekuchen. Das Material ist dermaßen knochenhart, dass da mit dem Schleifklotz so gut wie gar nichts passiert. Also nix mit vorab schleifen, erst mal weiter gebaut. Die Endkappen hab ich dann erstmal auf eine 0,5mm PS-Platte geklebt, damit die Teile ihre kreisrunde Form behalten und besser zu händeln sind. Es empfiehlt sich, auf allen Teilen die Mittelachse mit Bleistift zu markieren, damit nach dem Zusammenbau auch alle Teile fluchten und nicht verdreht gegeneinander verklebt werden. Zusätzliche Hilfslinien am Tankkörper zur Positionierung der Euter sind ebenfalls sehr hilfreich. Man kann auch streifenweise Millimeterpapier aufkleben.
Nach dem Trocknen des Klebers rundum ausschneiden und verschleifen.
Das Mittelstück des Tankkörpers soll ebenfalls wie die Euter aus 0,5mm PS-Platte gerollt werden. Allerdings nur einlagig ohne irgendwelchen Verstärkungen. Das ging natürlich nicht, denn so war keine Stabilität in das Teil zu bekommen. also hab ich auch hier erstmal eine passende 0,3mm PS-Platte zugeschnitten und als Verstärkung eingeklebt. Schnell war klar: eine reicht nicht. Also noch eine 2. Platte eingeklebt und sogar noch eine 3. Die letzte aber nur noch halbrund um der Klebenaht auf der äußeren Platte genug Stabilität zu geben. Das ganze Gebilde mit Klemmen und Spannstab fixiert, bis der Kleber durchgetrocknet ist.
Mit UHU Allplast konnte dann der Mantel mit den Endkappen verklebt werden.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Ein Erbauer im niederländischen Forum hat die 3D-Druck Struktur durch x-maliges Füllern und Schleifen geglättet. Also probierte ich das auch mal aus. Nach mehreren Schichten des Aufsprühens war ich allerdings nicht so optimistisch, dass es glatt werden würde. Sah doch die Oberfläche genauso aus wie vorher, nur grau Nach dem Schleifen mit 180er Schmiergelpapier wirkte es aber schon deutlich besser.
Aber der Weisheit letzter schluß ist es nicht. Ich arbeitete erst mal am Chassis weiter.
Die Frästeile für das hintere Chassis wurden verklebt.
Die Achsaufhängungen und Blattfedern sind aus einem Stück gedruckt. Die Teile hab ich vorab mit einem Flüssigspachtel (Disolved Putty von Mr. Hobby) gepinselt und geschliffen. Den Rest macht der Füller. Ein paar Detailbilder.
Die Schutzbleche waren 2-teilig ausgeführt und trotz Verklebung mit 2K Kleber beim Transport zum Modellbautreffen leider wieder zerbrochen. Ich hab mich dann entschieden, die Schutzbleche nicht zu verwenden. Zuerst wollte ich mir selber welche biegen, doch dann fand ich in der Grabbelkiste Schutzbleche vom Tankauflieger. Die Enden waren leider etwas zu schwach gebogen. Also kurzerhand die Heißluftpistole angeschmissen und die Enden angewärmt und über einen passenden Durchmesser gebogen. Beim ersten mal wars ein bisschen warm geworden , die anderen 3 dagegen gingen sehr gut von der Hand. Noch einen Rand aus Evergreen ergänzt, und fertig.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Den mittleren Euter hab ich zuerst drunter geklebt.
Danach die anderen beiden. Die Rohrleitung direkt mit dran, so lassen sich die Euter optimal ausrichten.
Die Rohrleitung sollte aus 5mm ABS Rohr geschnitten werden. Der Innendurchmesser war 3mm, die Zapfen an den 3D-Druck Teilen, auf die das Rohr aufgesteckt werden soll, waren aber 4mm. Also hab ich die Leitungen aus 5mm Alurohr gemacht. Dazu ein paar Flansche mit eingebaut.
Die Übergänge der Euter zum Tank wurden mit Feinspachtel gefüllt. Bei der Gelegenheit hab ich auch gleich die Endteile des Tanks mit gespachtelt. Das war die Lösung! Mit einem Spatel den Spachtel in die 3D-Druck Struktur einmasieren und nach dem Trocknen glatt schleifen, voila
Nachdem die obere Umrandung auf dem Tank zwischenzeitlich abgebrochen war, hab ich sie wieder neu angebracht. Dazu auch erst mal wieder eine Hilfsline auf der Mittelachse gezogen, um die Teile ausrichten zu können. Am vorderen Ende hab ich noch ein U-Winkel angeklebt für die Aufliegeranschlüsse.
Das Fahrgestell werde ich später mit dem Silo verschrauben. Hier sind schon mal die Halterungen für die Schlauchkästen angebracht.
und mal provisorisch mit dem neuen Kotflügel:
Die Domdeckel waren sehr einfach gehalten. Ich hab dazu noch die Knebelschrauben ergänzt und das Scharnier mittels Halbrundprofil etwas hervorgehoben.
Der Staukasten (oder was es darstellen soll) bekamm ebenso noch 3 Scharniere angedeutet sowie einen Griff.
In die Stoßstange werden 2 Lampen aus dem Zubehörset eingebaut. Dazu hab ich noch 2 Lampenträger aus Profilen gebaut.
Die Stützen sind ebenfalls 3D-Druckteile. Sie sollen stumpf unter das Vorderteil geklebt werden. Hält niemals. Also 2 Rundstäbe auf die PS-Platte geklebt. So läßt sich das Teil einfach aufstecken/kleben und hat genügend Stabilität.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Zwischenzeitlich fiel dann auch bei der Wahl des endgültigen Designs die Entscheidung. Der Silo sollte gelb werden und die DEUKA Beschriftung erhalten.
Bei einer Fototour konnte ich bei einem Abschleppunternehmen einen 3-achsigen Spitzer-Siloanhänger(!) fotografieren. Baujahr irgendwann in den 80ern. Das brachte ein paar neue Erkenntnisse in Sachen Leitungsverlauf usw. Nun werde ich aber nicht alles haarklein nachahmen. Aber ein paar Ventile und Leitungen machen sich immer gut.
Zuletzt war ich ja bei den Stützen stehen geblieben. Hier hab ich noch 2 neue Streben angebracht. Die werden aber erst nach dem Lackieren verklebt.
Nun zu den Leitungen: Oben aus dem Silo geht eine Leitung zu einem (vermutlich) Rückschlagventil und weiter in die Druckleitung. Das Gebilde rechts daneben lag als 3d Druckteil bei, ganz rechts kommt noch ein Manometer dazu.
Am Euter und an der Auslaßleitung (Fachbegriff ?? ) wurden noch je 2 Anschlüsse ergänzt.
An der Sammelleitung hängen dann Absperrventile mit Handhebel. Von dort gehen dann Schlauchverbindungen zu den oben genannten Eutern und Leitungen.
Auf der linken Fahrzeugseite waren ebenfalls Bohrungen für eine Leitung in den Schlauchhaltern eingebracht. Beim Originalfahrzeug liefen auf dieser Seite die elektrischen Leitungen von vorne nach hinten. Und so nutze ich diese Info für das Modell. Vorne kommen die Leitungen aus dem Vorbau heraus, führen in den Leitungskanal und treten hinten wieder aus um dann im Heckbereich wieder im Silokörper zu verschwinden (Bilder stehen Kopf).
Die Leitungen hab ich aus 5 Litzen à 0,3mm Kupferdraht gemacht.
Die Sammelleitung der Euter tritt am Heck unter der Stoßstange hervor. Ich fand noch einen passenden Schlauchanschluß mit Ventil aus dem Schiffsmodellbau von MKP-Modellbau. (vorweg gesagt, ich habs später nicht montiert.)
Am Silo selbst hab ich mal mit Bleistift die Schweißnähte vorgezeichnet.
Und einmal mit der zukünftigen Beschriftung:
Bei den Rädern hab ich lange gegrübelt, ob ich die Bausatzfelgen oder vielleicht doch Trilexfelgen verwenden soll.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Da mir beim Anpassen der Schläuche die Anschlüsse an den Eutern wieder abgebrochen sind, hab ich diese auch nochmal neu gemacht und zusätzlich mit einem kurzen Stift in die Euter eingesteckt. Ich denke, die werde ich erst nach dem Lackieren ankleben.
Die Absperrhähne sind nun auch montiert.
Zwischenzeitlich klärte sich auch die Reifenfrage. Zur Verwendung kommen die Felgen vom Heller Trailor Auflieger. Der wird auch die fehlenden Bremsen spendieren.
Die Reifen stammen von Revell. Damit diese satt auf der Felge sitzen, hab ich ein 0,5x4,8mm Evergrenn Profil drum gewickelt. Der Reifen bekommt noch ein Silikon Inlay als Stütze.
Da die Bremsen nur mit Luft funktionieren, hab ich einen Kessel unten ins Chassis geklebt.
Die Achse ist aus ASA, die Aufhängungen sind 3d Druckteile. Die Achse wird durch die Brieden geschoben. Verkleben - kaum dauerhaft möglich. Also hab ich ein 0.25 x 4,8mm Profil auf die achse geklebt. damit sie sich nicht um die eigene Achse verdrehen kann. Somit brauch ich sie auch nicht zu kleben. Die Bremstrommeln sind mit minimalem Spielraum zu den Aufhänungen auf der Achse montiert. verstärkt wied die Achse durch ein 3mm Alu-Rohr.
2 der 3 Achsen fertig montiert:
Die dritte Achse kann ich erst einbauen, wenn das Chassis unter dem Siloaufbau montiert ist, da der Euter im Weg ist.
Für die Reifen hab ich mir einen Silikonring gegossen. Das gibt mehr Stabilität.
Mit Hilfe der Halbschalenreifen von Italeri hab ich die Form gebaut.
Mit einigem Druck und Gewurschtel verschwindet das giftgrüne Elemt im Inneren des Reifens.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Am Silo wurden die Schweißnähte mit Archer Decals ergänzt.
Nach der Grundierung:
Soweit, so gut.
Beim Lackierer hab ich mir dann RAL1021 Rapsgelb anmischen lassen. Das ist jetzt ein 2K Kunstharzlack. Ich weiß jetzt nicht, ob es daran liegt, dass es Kunstharzlack ist oder ob es nur an dem Farbton gelb liegt. Jedenfalls wollte die Farbe nicht richtig decken. Ich hab jetzt schon gut 30ml Farbe in 2 Durchgängen drauf, aber ich sehe immer noch überall Schatten von der grauen Grundierung.
Das Chassis hab ich jetzt in schwarzchrom von Testors lackiert. Beim Fotografieren sind mir aber wieder ein paar noch farblose Stellen aufgefallen wo ich nochmal mit dem Pinsel ran muß. Der vordere Querträger des Chasssi (links im Bild) ist nur angesteckt. Der wird nach der Montage des Silos erst verklebt.
Die Federn, die Brieden und die Lagerböcke sehen aus, als hätte man den Lack auf eine völlig korrodierte Oberfläche aufgetragen. Zum Glück sieht man später nicht mehr viel davon. Bei den Lagerböcken hatte ich die Oberfläche ja vorher noch mit Flüssigspachtel an der Außenseite geglättet.
Die Felgen hab ich ebenfalls schwarzchrom gespritzt. Damit es etwas mehr Kontrast zum Chassis gibt, hab ich den Felgenring silber abgestzt. Reifen drauf - fertig.
Nach 4x Gelb lackieren wurden die Decals aufgebracht:
Und nebenbei entstand noch ein 1:87er Kibri Hängerzug:
Zum abschluß wurde dann das Chassis unter den Silo verschraubt und mit den Schutzblechen und Rädern komplettiert. Die Schlauchrohre wurden seitlich durch die Halterungen gesteckt und alle Schlauchverbindungen angebracht.
Hier im Bild mit einer vorläufigen Scania SZM. Geplant ist ein Krupp LF.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
das ist am Ende doch noch ein schönes Modell geworden. Als ich am Anfang deines Berichts die shapeways-Drucke gesehen hab, war ich da nicht so zuversichtlich. Ohne weiterzulesen wusste ich was kommt - er wird es mit Sandpapier versuchen und feststellen, daß das nicht geht... ;)
Aber Hut ab - wenn Decals drauf haften, muss es wohl glatt geworden sein.
Hallo Oliver, super Bericht . Ich selbst habe diesen Bausatz zwar nicht aber man sieht, dass der DMTC Bausatz einiges an Aufmerksamkeit verlangt. Der Krupp LF ist sicher eine super Wahl als Ergänzung zum Auflieger.
Viel Arbeit im Detail, aber ein sehr überzeugendes Ergebnis. Bezüglich der der 3D Teile bin ich doch etwas überrascht, das so viel Nacharbeit nötig ist.
ZitatBezüglich der der 3D Teile bin ich doch etwas überrascht, das so viel Nacharbeit nötig ist.
Die Paßgenauigkeit der Teile ist sehr gut. Die Oberflächenbearbeitung macht eben viel Arbeit, ist aber mit dem Spachtel händelbar, sofern man Platz hat zum schleifen. Das Verkleben der Nylonteile ist dagegen echte Geduldsarbeit. Ich hab viele verschiedene Kleber ausprobiert, richtig überzeugt hat mich nichts. Schon bei kleineren Belastungen machte es irgendwo wieder "knack". Hier wäre es schön, wenn man entweder auf 2-teilige 3D-Druck-Teile (Schutzbleche oder auch der Laufsteg) verzichten würde, oder diese als Resinteile fertigt. Trotz allen Schwierigkeiten ein schönes Nischenmodell
Bei meinem letzten Besuch in Jabbeke hatte ich diesen Bausatz auch schon mal in Händen, aber auf Grund der Oberflächenstruktur (und auch des Preises ) wieder weg gelegt. Sieht aber verdammt gut aus!!! Die Umsetzung ist hervorragend. Zu den Leitungen am Silo kann ich Dir am Modell mal zeigen, wofür die sind (das jetzt schriftlich zu erklären wäre zu aufwendig).
hallo Oliver, sehr schöner Bericht, tolles Modell! Zur Druckqualität : die raue Oberfläche bei den Shapewaysteilen kommt von Druckverfahren, die Teile werden im Pulverbett gedruckt. Weitestgehend glatte Oberflächen bekommt man mit Resin-Druckern. Viele Grüße Peter