ich möchte mich auch mal wieder mit einem kleinen Modellbau-Projekt melden. Es ist zwar nur eine Dioramenplatte für ein schon länger gebautes Modell, aber es wirkt doch ganz anders, wenn man das Modell in einer passenden „Umgebung“ präsentiert.
Noch ganz kurz zum Modell: Die Idee zu diesem Modell entstammte einem Bericht in der Zeitschrift „Last&Kraft“, wo dieser imposante Zug, allerdings mit einer im Modell nicht verfügbaren Kaelble-Zugmaschine, so abgebildet war. Es ist also kein Fantasie-Modell, sondern hatte ein konkretes Vorbild. Übrigens: Die Vorbildfotos entstanden Anfang der 40er Jahre auf der damaligen Reichsautobahn bei Dessau. Verkehr war damals noch kein grosses Thema. Auf einen Scan des Vorbildfotos aus o.g. Zeitschrift möchte ich hier, aus urheberrechtlichen Gründen, verzichten.
Genauso gut könnte sich die Vorbildsituation aber auch Ende der 1940er Jahre in den Westzonen Deutschlands abgespielt haben. So trägt denn auch mein Modell Nummernschilder aus der Britischen Besatzungszone „Schleswig-Holstein“. Die Szene könnte so also ca. 1950 auf der damals schon fertiggestellten (Reichs-)Autobahn von Hamburg nach Lübeck oder von Hamburg nach Bremen so stattgefunden haben.
Hanomag Zugmaschine: Das Grundmodell kommt von Wiking, wurde aber von mir in zahlreichen Details verbessert. Peilstangen auf dem Stossfänger, Nummernschildhalter, Anhängerkupplungen vorn /hinten und Scheibenwischer stammen von Weinert. Räder und Reifen spendierte der Mercedes L5000 von Roco, genauso wie das Anhänger-Dreieck auf dem Dach, die Aussenspiegel und die Scheinwerfer. Die Winker am Fahrerhaus stammen aus dem Oldtimer-Zubehör von Preiser, ebenso wie die diversen Schalthebel im Fahrerhaus. Den Auspuff, die Schlussleuchtenhalter und Schlussleuchten habe ich aus Evergreen-Plastikprofilen selbst gebaut. Das Schwierigste war das Auseinandernehmen des Modells. Da Wiking – zumindest bei den älteren Modellen - nicht am Einsatz von Kleber sparte, brauchte ich 3 Versuche (Hanomags), um eine unbeschädigte Karosserie in den Händen zu halten. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es evtl. hilft, die Klebestellen, sofern man sie kennt, etwas anzuwärmen, um den Kleber geschmeidig zu machen.
Anhänger: Auch dieser kommt vom Mercedes L5000-Lastzug von Roco. Hier habe ich aber nur das Fahrgestell verwendet, der Pritsche/Plane-Aufbau landete in der Restekiste. Auf das Chassis setzte ich eine, aus diversen Plastikplatten und –profilen selbstgebaute, Plattform. In die Mitte des Anhängers platzierte ich einen Rungen-Aufbau der Fa. Weinert, von dem auch der Nachläufer stammt.
Nachläufer: Er wurde fast unverändert „Aus-der-Schachtel“ gebaut und stammt von Weinert. Die einzige Veränderung ist das auf dem Nachläufer sitzende und von Hand lenkende Preiserlein. Der Preiser-Mann hat eine große Handkurbel vor sich, mit der er den Nachläufer in engen Kurven von Hand „nachlenkte“, um den gefahrenen Kurvenradius des gesamten Gespanns zu vergrößern, damit der Gegenverkehr nicht behindert wurde. Erst mit dieser Technik wurden enge Kurven mit solch einem imposanten Gespann (immerhin im Original ca. 26 m lang) befahrbar.
Teil 2 meines Berichts beschäftigt sich mit der Dioramen-Ersellung.
Wenn du jetzt nicht die ganzen Änderungen beschrieben hättest, dann wäre mir das als Nichtkenner des Maßstabs wohl gar nicht aufgefalllen. Bis auf die Tatsache, dass Wiking Modelle von Haus aus sehr einfach gehalten sind, hätten sich wohl erste Fragen bei den scheibenwischern ergeben. Wie ich sehe, hast du auch schon dezente alterungs- und Gebrauchsspuren hinzu gefügt.
Zitat Der Preiser-Mann hat eine große Handkurbel vor sich, mit der er den Nachläufer in engen Kurven von Hand „nachlenkte“, um den gefahrenen Kurvenradius des gesamten Gespanns zu vergrößern, damit der Gegenverkehr nicht behindert wurde. Erst mit dieser Technik wurden enge Kurven mit solch einem imposanten Gespann (immerhin im Original ca. 26 m lang) befahrbar.
Nun bezweifle ich aber, dass das bei der von dir umgesetzten Fahrzeugkombination noch Sinn macht. Bei einem Sattelzug macht es ja Sinn, aber bei einem Zug mit 2 Deichseln hab ich so meine Zweifel. Oder wird der Nachläufer, wenn der Zug beladen ist, nicht mehr an den vorderen Anhänger gekuppelt?
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
daß der Nachläufer abgekuppelt werden kann, wenn er beladen ist, kann nicht sein, denn er beitzt nur eine Achse und würde entweder nach vorne oder hinten umkippen. Er muß zwangsläufig angekuppelt bleiben. Bei einem Zweiachsdolly wäre es möglich, ihn abzuhängen und mittels Stahlseil am Anhänger zu sichern.
Bei Autobahnfahrt darf das "Preiserlein" sowieso nicht hinten drauf sitzen bleiben. Das war auch damals schon verboten.
nein, die ständigen Kopfschmerzen wollen wir dem Preiser-Mann jetzt doch nicht zumuten. Deshalb wird beim Verladen der Holzstämme auch immer darauf geachtet, das vor bzw. über seinem Arbeitsplatz alles "stamm-frei" ist. Ich mache nachher mal ein Foto mit Beladung, da kann man es dann sehen.
Hallo Oliver,
das auf dem letzten Bild ist die Darstellung einer Leerfahrt (wobei hier das Preiserlein natürlich mit in der Hanomag-Kabine sitzen würde). Wenn Langholz (Stammlänge ca. 18 bis 19 m) transportiert wird, läuft der Nachläufer so ca. 15 bis 17 m hinter dem Anhänger. Dann macht das Nachlenken auch wieder Sinn.
du siehst auf dem letzten Bild, dass das Holz auf insgesamt 3 Eisenträgern liegt, auf dem in der Mitte mit den Rungen und jeweils auf einem vor und hinter dem Mittelträger.
Dadurch wird eine Lagerung erreicht die sich selbst stabilisiert und dem "Kippen" des Nachläufers entgegenwirkt. Das funktioniert natürlich erst bei ausreichend schwerer Beladung.
Die Achse ist mit einem Drehschemel beweglich unter der Drei-Träger-Lagerung montiert, sodaß sich beim Lenken die Achse unter der 3er-Lagerung drehen kann.
So, jetzt habe ich nochmal ein paar Fotos vom Anhänger und vom Nachläufer gemacht. Nun kann man die Lagerung der Holzstämme auf dem Nachläufer besser nachvollziehen.
Dann habe ich den (Modell-)Zug beladen. Martins Einwand, das der Nachläufer kippen würde, kann man auf dem folgenden Bild nachvollziehen:
Aber schon nach dem dritten Stamm wird er durch das Eigengewicht der Holzstämme in "die Waage" gedrückt.
Martin, hier sieht man, wie der Kopfbereich des Nachlenkers frei bleibt. Oliver, hier sieht man, wie weit der Nachläufer hinter dem Anhänger läuft, wenn er beladen ist.
Das allein das Gewicht des Holzes ausreicht, um den Nachläufer zu ziehen, hat mir Stefan hier beglaubigt:
Diorama-Idee: Wie bereits oben erwähnt, hatte ich beim Betrachten des Vorbildfotos die Idee zum Diorama. Allerdings suchte ich noch nach einem plausiblen Grund für die – wenn auch unfreiwillige – „Pause“ auf der Autobahn. Ein heißgelaufenes Radlager oder eine blockierende Bremse könnten ein Grund für den Aufenthalt gewesen sein, darum platzierte ich den Fahrer und den Beifahrer am linken Reifen der Vorderachse des Anhängers, um den Grund für die Panne zu suchen.
Diorama: Ich war schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, meine Fahrzeug-Dioramen einfach, aber doch wirkungsvoll, zu präsentieren. Beim Stöbern im Baumarkt stieß ich in der Bilderrahmen-Abteilung auf einen rechteckigen Bilderrahmen mit den Abmaßen 430 x 230 mm, zum Preis von ca. 10 Euro.
Das nutzbare Innenmaß (also daß, was man von der Dioramenplatte sieht), beträgt 390 x 190 mm, also keinesfalls überdimensioniert, denn die Gesamtlänge meines Modell-Gespanns beträgt auch schon ca. 300 mm.
Ich ließ mir beim Holz-Zuschnitt eine 6mm dicke Pappel-Sperrholzplatte zuschneiden, die genau in den Ausschnitt des Bilderrahmens passte. Diese Sperrholzplatte konnte ich mit den Haltebügeln, die eigentlich die ursprüngliche Bilderhintergund-Platte halten sollen, im Rahmen befestigen.
Preis für Platte und Zuschnitt betrugen ca. 3 Euro.
Zuhause angekommen, googelte ich nach den korrekten Abmaßen der (Reichs-)Autobahn, vor allem die Breite der Fahrbahnen, der Randstreifen, des Mittelstreifens und die Abmaße der Fahrbahn-Betonplatten galt es zu finden.
Die folgenden Internet-Seiten halfen mir hier bei einigen Fragen weiter:
So entschied ich mich bei den Maßen für den Autobahn-Querschnitt aus dem Jahr 1934/35, den in diesem Zeitraum entstand auch die Strecke Bremen – Hamburg – Lübeck, auf der meine Szene ja spielen sollte. Dieser Querschnitt setzte sich zusammen aus einem 4,80 m breiten Mittelstreifen, dann jeweils ein 0,5 m breiten Asphaltstreifen, an den sich 2 x 3,75m breite Betonfahrbahnen anschlossen. Diese Fahrbahnen waren mit einem 1 m breiten Randstreifen zum äußeren, seitlichen Bewuchs abgegrenzt. Bei der Suche nach der Länge der Betonplatten fand ich schliesslich heraus, dass hier Längen zwischen 11 m und 15 m realistisch waren und diese nach den baulichen Gegebenheiten gewählt wurden.
Die für mein Diorama erforderlichen Abmaße hatte ich nun also zusammen. Diese Maße rechnete ich in 1/87 um und übertrug diese mit dünnem Bleistift auf mein Brettchen. Gemäß dem Rat erfahrener Dioramenbauer, achtete ich darauf, Parallelen zu den Dioramenkanten zu vermeiden. Im Mittelpunkt sollte nur eine Richtungsfahrbahn stehen, die Gegenfahrbahn sollte nur angedeutet werden.
Bei der Darstellung der Beton-Fahrbahnen entschied ich mich für eine einfache und zugleich günstige Lösung, indem ich grauen Fotokarton aus dem Schreibwarengeschäft verwendete. Die Fugen zwischen den Betonplatten bildete ich nach, indem ich mit einem schwarzen STABILO-Point88-Faserstift (fine 0,4) feine Striche auf den Fotokarton zeichnete. Die seitlichen Asphaltstreifen bildete ich mit schwarzem Fotokarton nach. Verklebt habe ich den Karton mit UHU-Alleskleber, den ich mit einem Japan-Spachtel sehr dünn und gleichmäßig verteilte.
Jetzt ging es ans Begrünen des Mittelstreifens und der Randbereiche neben den Fahrbahnen. Hierzu verwendete ich diverse Stücke aus einer „Wildgras-Matte“ der Fa. Noch. Deren Faserlänge beträgt etwa 5 – 6 mm. Dieses Wildgras ist etwas unregelmäßiger und in meinen Augen realistischer als die „kurzgeschorenen“ Grasmatten, die man sonst ím Handel bekommt. Bei denen wächst das Modell-Gras nur ca. 2 – 3 mm hoch. Zum Verkleben benutzte ich BUSCH-Haftkleber, den ich ebenfalls sehr dünn aber deckend mit einem Pinsel auf dem Brettchen und auf der Unterseite der Grasmatte verteilte. Am Besten, man wartet 2 Minuten bevor man die Grasmatte auf den Holzuntergrund des Bretts aufdrückt, das verbessert die Haftfähigkeit.
Und so sieht das Diorama dann fertig aus:
Wie schon erwähnt: es ist nur ein relativ schnelles und unkompliziertes Dio, dass ein natürliches Ambiente für meinen Hanomag-Langholzzug bilden soll.
Hallo Andreas, schön zu sehen, mit welch einfachen Mitteln man zu einem solchen Ergebnis kommt. Das wirkt sehr realistisch und gefällt mir sehr gut. Es ermuntert mich, auch ein Dio für meinen kleinen 3538 Kipper zu bauen.
Dein Dio ist schnell, einfach, und das entsprechende Objekt tritt ohne Ablenkung hervor. Gut gemacht. Was mich ein wenig stört, ist der Typ am Lenkrad hinten. Der vorne schuftet sich ab, der hinten scheint grad seine Wurstsemmel zu verdauen. Partnerschaft auf dem LKW sieht anders aus........
ich finde mit "so ein bisschen aussenrum" gewinnt jedes Modell ungemein. Dabei spielt es nicht unbedingt eine Rolle, das man das Diorama super detailliert, denn "weniger ist da vielleicht doch mehr".
Hallo Robert,
ja, der "Nachlenker" hat halt Probleme mit dem Laufen und bleibt deshalb sitzen...
Nein, im Ernst: als ich das Modell gebaut habe, wusste ich noch nicht was ich damit machen wollte oder wie ich es präsentieren wollte. Mir ging es auch hauptsächlich darum, die Technik des manuellen Nachlenkens am Modell hervorzuheben, deshalb habe ich ihn hinten auf seinen Sitz geklebt. Sonst hätten viele Betrachter dieses Detail vielleicht gar nicht wahrgenommen.
Eine Idee wäre es, das Gespann während einer Fahrt um eine enge Strassenkurve darzustellen, dann hätte der Dicke auch was zu tun und würde auf seinem Sitz auch Sinn machen. Mal sehen, vielleicht lasse ich mir ja noch was in diese Richtung einfallen.
Zitat Eine Idee wäre es, das Gespann während einer Fahrt um eine enge Strassenkurve darzustellen, dann hätte der Dicke auch was zu tun und würde auf seinem Sitz auch Sinn machen.
Dann am besten auf einem Waldweg.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
Drehschemel am Dolly ist klar, denn die Rungeneinheit hat keinen Drehpunkt. Zusätzliches Nachlenken ist auch prima. Aber wenn die damals tatsächlich SO rumgefahren sind (ich schätze, nicht schneller als 30 - 40 km/h), dann waren die echt selbstmordgefährdet! (Langholzfahrer sind ja für ihre absolute Schmerzfreiheit bekannt...) Trotzdem komme ich nicht umhin, mir weiterhin Gedanken wegen des Kippens zu machen. Die drei Auflagepunkte sind schon klar, das hatte ich gesehen. Ich würde - müßte ich damit fahren (was Gott verhindern möge!) - in das Kupplungsauge des Dollys sekrecht eine Stange einsetzen, die oben mittels eines Querstückes am Holz vernagelt oder verschraubt wird. So bekäme die Stabilisierungsachse nicht nur drei sondern vier Auflagepunkte und wäre deutlich länger. Zusätzlich würde ich über das Holz Stahlseile legen und diese an dem vorderen und hinteren Auflageträger des Dollys verspannen. Ich weiß ja nicht, wie die das damals gemacht haben.....
Da ist ab Seite 24 ein Restaurationsbericht eines Magirus-Langholztransporters mit Nachläufer drin. Dort sieht man auch Bilder, die belegen, dass die Jungs da früher echt mutig waren, wenn sie dort hinten mitgelenkt haben.
Ganz nebenbei sind da auch Klasse-Bilder aus Wörnitz drin...
Sehr schön gestaltetes, außergewöhnliches Diorama. Ein echter Hingucker. Die Betondecke ist mir persönlich ein bißchen zu sauber (Witterungseinflüsse...).
Auf zeitgenössischen Bildern sieht man, dass - nach längerem Gebrauch - die Fahrbahnen in der Mitte eine nicht unerhebliche Verschmutzung durch herabtropfendes Motorenöl aufwiesen:
Das ist auch ein Indiz dafür, dass die Fahrzeug-Motoren in den 1930er bis 1950er Jahren nicht grade als "flüssigkeitsdicht" bezeichnet werden können.
Jochen (XXL) hat dann beim fertigen Diorama mittels Airbrush eine dezente und doch erkennbare Verschmutzung der Fahrbahnoberfläche mit stark verdünnter schwarzer Farbe hinbekommen.
PERFEKT !!! Genau diese Verschmutzung hatte ich gemeint. Das ist der Tupfen auf dem "i", ein Hauch von Gebraucht. Zuviel wäre unrealistisch. Ich selbst, muss mich jedesmal zurückhalten.