üblicherweise erlahmt das interesse des Lkw-Modellbauers am bloßen Zusammenbau von Bausätzen früher als das entsprechende Interesse des Pkw-Modellbauers. Dies liegt m. E. wohl daran, daß es eigentlich keine schlechten Lkw-Bausätze gibt, die aufgrund ihrer Qualitätsmängel auch noch für den Routinier eine Herausforderung wären. Im Pkw-Bereich ist das anders, hier gibt es zahllose vertrackte Kits meist hohen Alters von miserabler Qualität, bei denen auch erfahrenste Modellbauer alle Register ziehen müssen. Der einzige Lkw-Bausatz von durchgehend wirklich unterirdischer Qualität ist der seit längerer Zeit von Lindberg vertriebene Dodge L 700. Ich poste, vom MLF abgesehen, aufgrund meiner zahlenmäßig weit überwiegenden Pkw- und GP-Modelle nur im größten amerikanischen Fahrzeug-Forum. Der Dodge-Bausatz taucht dort immer wieder auf. Sein Ruf ist verheerend, und Bilder OOB gebauter Modelle zeigen, warum. Bei aller berechtigter Kritik muß sich vergegenwärtigen, daß der Bausatz nach meiner Erinnerung nicht nur aus den Sechzigern stammt und dem damaligen Stand der Dinge entspricht, mit dem der Modellbauer damals fertigwerden mußte. Er ist außerdem der erste Lkw-Bausatz überhaupt im heute üblichen Maßstab 1:25/1:24. Der damalige, heute längst vergessene Hersteller IMC hat hier Pionierarbeit geleiste, und daher kann wohl auch keine Perfektion erwartet werden. Ich habe seinerzeit ausnahmsweise wieder auf einen Bausatz zurückgegriffen, weil es nach all dem Gesehenen und Gehörten eine Herausforderung versprach, vielleicht doch etwas Vorzeigbares daraus zu machen. Außerdem fand ich, daß der Dodge ein wirklich originelles Fahrzeug ist, das sich endlich einmal vom Einheitsgesicht vieler US-Lkw abhebt und als mittlerer Lkw die Vitrine mit den üblichen Schwer-Lkw belebt.
Letztlich waren die Probleme beim Bau erwartungsgemäß erheblich:
- In den Sechzigern waren zu öffnende Türen bei Fahrzeug-Bausätzen fast Standard. Erfreulicherweise ist man von diesem Unfug wieder abgegangen, nachdem auch gut gebaute Modelle eigentlich immer dadurch verdorben wurden, daß bewegliche Türen im geschlossenen Zustand nie richtig in der Karrosserie saßen; die Spaltmaße waren riesig und ungleichmäßig - wenn denn die separaten Türen überhaupt der Karrosserieform folgten. So blieb auch hier nur das zeitaufwendige Anpassen und feste Einsetzen der sehr schlecht passenden Türen. Dadurch entfielen auch die monströsen außenliegenden Türscharniere des Bausatzes. - Die auffälligen Spiegelhalter sind damaligem Stand entsprechend viel zu dick; da sie nicht verchromt sind und lackiert werden müssen, fiel dies noch mehr ins Auge. Eine Neuanfertigung aus Metall lohnte die Arbeit allemal. - An der Windschutzscheibe fehlen ohne erkennbaren Grund die Fenstergummis. - Die Ladefläche des Aufliegers war bei mir gewaltig verzogen und war nur schwer zu richten. - Zahlreiche kleinere Paß- und Formmängel am Chassis der Zugmaschine sind hingegen einigermaßen unproblematisch zu beheben, zumal das Chassis werksmäßig nur schwarz geliefert wurde. - OOB sitzt das kippbare Fahrerhaus völlig falsch; außerdem ergibt sich zwischen Haus und Stoßstange ein unrealstischer, riesiger Spalt - Ein vermeintlich leicht zu behebender Mangel ist mir zu meinem anfänglichem Ärger erst aufgefallen, als das fertige Modell in der Vitrine neben anderen Fahrzeugen stand: die zu großen Felgen, die nicht vorbildgerecht 20", sondern 22" Durchmesser haben. Nachdem ich dann aber probeweise andere Räder davorgestellt hatte, fand ich, daß nun die Proportionen nicht mehr stimmten, so daß ich letztlich nichts mehr verändert habe.
Der damals eigentlich nur für Fotozwecke aufgestellte 1941 Chevrolet AK gefiel mir danach als Ladegut so gut, daß ich ihn so belassen und verzurrt habe.
Alles in allem ein zwar arbeitsaufwendiges, aber höchst originelles und attraktives Modell zu einem fairen Preis, sicherlich nicht für Neulinge geeignet, aber für den weit Fortgeschritten eine sehr reizvolle Abwechslung.
"Reizvolle Abwechslung"?! Der Bausatz ist was für Leute, die Frau und Kinder erschlagen haben! Aber auch der AMT- Satz des 359er Pete ist keinen Deut besser. Was Du aus dem Dodge gezaubert hast, ist allerdings erste Sahne!
Ein wunderbares Modell hast Du da gezaubert. Das kann man wirklich so nennen, denn der Bausatz ist erschütternd. Aber es hat sich gelohnt. Diese Kuriosität ist sehenswert. Die Farbwahl hast Du perfekt getroffen. Würde doch Spielzeughaft aussehen, wenn man den Dodge farblich lackiert hätte. Was mich auch erfreut hat, ist der Chevy mit seinem riesigen Chromgrill. Es wird so zu einer stimmigen Einheit.
das was zu zu dem Bausatz gesagt hast, kann ich nur bestätigen. Die IMC Bausätze sind ein Drama für sich. Vor etlichen Jahren hatte ich den Auflieger mal gebaut. Das war nicht lustig... Zum Beispiel wollten die Reifen nicht so wirklich auf die Felgen passen. Mit etwas Gewalt ging es dann doch. Ergebnis: Nach ein paar Jahren sind die Reifen gerissen und damit war der Auflieger ein Fall für die runde Ablage.
Die Zugmaschine selbst habe ich zwar noch nicht gebaut, aber ich habe mehrere fertige Modelle schon gesehen. Die sahen alle einfach nicht stimmig aus. Im Gegensatz dazu hast Du es tatsächlich geschafft, aus diesem "Baussatz" ein sehr stimmiges Modell zu zaubern. Respekt!
für dieses hässliche Entlein konnte ich mich auch nie begeistern. Aber dein Modell sieht wieder wie aus dem Ei gepellt aus. Tadelloses Finish Drei Sitze nebeneinander finde ich auch schon mutig bei der winzigen Kabine. Man stelle sich mal 3 typisch amerikanische Doppelwopper darin vor Das Ladegut dagegen finde ich deutlich interessanter
Ich kann mich nicht erinnern jemals diesen Dodge LKW in irgendeinem US Film gesehen zu haben. Aber dieser schöne rot-schwarze Pick-Up würde einem direkt ins Auge fallen.
Gruß Oliver
Gute Vorsätze für dieses Jahr hab ich keine. Die vom letzten Jahr sind noch unangetastet
und Leidensgenossen, soweit ihr es mit dem Bausatz schon zu tun hattet, vielen Dank für die positiven Rückmeldungen.
An das Problem mit den Reifen, die nur mit dem Hammer auf die Felgen zu bekommen gewesen wären, habe ich mich erst durch Günters Post wieder erinnert. Ich habe damals die Felgenhörner heruntergedreht bzw. den Innendurchmesser der massiv gegossenen Reifen vergrößert, wodurch das Aufschieben einfach wurde.
Thomas, Oliver, ich gebe ja zu, daß das Vorbild etwas eigentümlich aussieht. Das liegt nicht zuletzt daran, daß ein Pick-Up-Fahrerhaus wieder einmal zur Lkw-Kabine befördert wurde. Ich finde es in seiner Glupschäugigkeit eher, sagen wir einmal, drollig.
Um beim Bau dieser Bausätze Freude zu haben, braucht es wohl masochistischer Züge. Aber wie es vielen Eltern geht: Ihre Sorgenkinder lieben sie am meisten, und, wie erwähnt, im PKW-Bereich gibt es noch wesentlich Schlimmeres. Da ist der Revell-Monogram Pick-up von ganz anderer Art: Preiswert und sehr gute Qualität.